Interview mit Bernhard Rainer, Leiter des Forschungszentrums Nachhaltigkeitsbewertung und Verpackungslösungen

Was ist der Schwerpunkt Ihres Forschungszentrums?

Im Fokus steht bei uns die Forschung an nachhaltigen Verpackungslösungen. Es geht darum, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, Verpackungen kreislauffähig zu machen und dabei keine Kompromisse bei Funktionalität und Sicherheit einzugehen. Dafür haben wir derzeit vier Forschungsgruppen mit je vier bis sechs Mitarbeiter*innen: Verpackungssicherheit, Life Cycle Assessment, Materialwissenschaften sowie Zirkularität & Ressourcen. Wir schauen über den Tellerrand und versuchen, unsere Methoden auch außerhalb der Verpackungsbranche, etwa im Baubereich, anzuwenden.

An welchen Leuchtturmprojekten forschen Sie derzeit?

Eines der wichtigsten Projekte ist derzeit „SafeCycle“, das zu einer Serie an aufeinander aufbauenden Projekten gehört. Ziel ist, den sicheren Einsatz von recycelten Kunststoffen für Lebensmittelkontaktmaterialien zu ermöglichen. Im Rahmen des Projekts „PET2PACK“ etablieren wir das Recycling von Lebensmittelverpackungen, die aus PET (Anm. PET steht für Polyethylenterephthalat und ist ein thermoplastischer Kunststoff) aufgebaut sind, allerdings nicht zu den Getränkeflaschen gehören.

Wir bauen gerade ein Konsortium für zwei große internationale Projekte im Bereich der Sicherheit von Lebensmittelverpackungen auf, bei denen es um die Sicherheit von Druckfarben und um die Harmonisierung von Methoden innerhalb der Europäischen Union geht. 

Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei Ihrer Forschung?

Im Falle unseres Forschungszentrums steckt der Begriff Nachhaltigkeit schon im Namen und besonders die ökologische Nachhaltigkeit nimmt einen zentralen Platz ein. Wir versuchen, durch unsere Forschung den Ressourcenverbrauch zu minimieren und die Kreislaufwirtschaft zu fördern, besonders bei Kunststoffen.

Eine weitere Forschungsgruppe befasst sich ausschließlich mit der Berechnung der ökologischen Fußabdrücke von Produkten und Dienstleistungen – Life Cycle Assessment – und ist damit auch außerhalb der Verpackungsbranche aktiv. Bei all unseren Projekten denken wir neben der ökologischen auch an die soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit.

Welche Themen werden Sie in Zukunft beschäftigen?

Eines unserer größten Themen in den kommenden Jahren wird das Recycling von Kunststoffen im Verpackungsbereich. Hier besteht sehr viel Forschungsbedarf, um ein sicheres sowie ökologisch und wirtschaftlich sinnvolles Recycling zu ermöglichen. Wir werden uns in naher Zukunft mehr mit dem Thema Papier und Barrierebeschichtungen sowie deren Recycling beschäftigen.

Wir haben auch ein Projekt in Planung, bei dem es verstärkt um die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit geht, beispielsweise zur Gestaltung von nachhaltigen Verpackungen für die alternde Bevölkerung. Ausgangssituation ist, dass Verpackungen mit einem hohen Eigengewicht Schwierigkeiten beim Einkaufen oder Transport bedeuten. Darüber hinaus gibt es oft Schwierigkeiten beim Öffnen der Verpackungen, wenn der Vorgang eine hohe Kraftanstrengung für die Hände bedeutet. Letztlich muss auch gewährleistet sein, dass die Verpackung einfach und ohne Verwendung von komplexen Hilfsmitteln entleert werden kann. Hier forschen wir an zukunftsfähigen Lösungen.