Evelyn Süss-Stepancik, Vizerektorin für Lehre und Internationales, beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Transformation, Technologie und Bildung. An der Hochschule Campus Wien verantwortet sie nun die KI-Strategie.
Evelyn Süss-Stepancik: KI bedeutet für mich persönlich vor allem Neugier, Verantwortung und Gestaltungskraft gepaart mit dem Anspruch, diese aktuellen Entwicklungen umsichtig zu gestalten und Menschen dabei zu unterstützen, souverän und ethisch reflektiert mit dieser neuen Technologie umzugehen. Ich spreche bewusst von KI-Technologie, denn dieser Begriff deckt die gesamte Bandbreite ab – von der Forschung über die Lehre bis hin zu den Werkzeugen und Tools, die wir im Alltag nutzen. Für die Hochschule Campus bedeutet das: Welche KI-Tools stellen wir zur Verfügung? Welche ethischen und rechtlichen Implikationen hat das für uns? Für mich ist wichtig, dass alle am KI-Prozess teilhaben können – Studierende, Lehrende, Forschende und auch Verwaltung.
Evelyn Süss-Stepancik
Vizerektorin für Lehre und Internationales an der HCW
Evelyn Süss-Stepancik: KI bedeutet für mich persönlich vor allem Neugier, Verantwortung und Gestaltungskraft gepaart mit dem Anspruch, diese aktuellen Entwicklungen umsichtig zu gestalten und Menschen dabei zu unterstützen, souverän und ethisch reflektiert mit dieser neuen Technologie umzugehen.
Ich spreche bewusst von KI-Technologie, denn dieser Begriff deckt die gesamte Bandbreite ab – von der Forschung über die Lehre bis hin zu den Werkzeugen und Tools, die wir im Alltag nutzen.
Für die Hochschule Campus bedeutet das: Welche KI-Tools stellen wir zur Verfügung? Welche ethischen und rechtlichen Implikationen hat das für uns? Für mich ist wichtig, dass alle am KI-Prozess teilhaben können – Studierende, Lehrende, Forschende und auch Verwaltung.
Manche denken, dass die KI die reine Wahrheit, also objektive Tatsachen produziert. Aber das ist nicht der Fall, denn die KI bezieht alle Informationen von denjenigen, die sie programmieren und die sie trainieren. Je mehr Anfragen zu einem Thema gestellt werden, desto häufiger erwirbt sich die KI ein statistisches Wissen. Das ist dann die statistische Wahrheit der KI.
Man kann aber auch nicht sagen, dass die KI lügt. Denn KI denkt nicht, sie konstruiert Ergebnisse aus statischen Wahrscheinlichkeiten. Ich vergleiche KI auch sehr gerne mit einer Assistenzkraft am ersten Arbeitstag. Sie kann vieles erleichtern, wenn wir sie gut anleiten und unsere Werte klar vorgeben. Andernfalls produziert sie nur Zufälle.
Im Studienjahr 2023/2024 war ChatGPT sowohl in der Gesellschaft als auch im Hochschulkontext sehr präsent. Ich wollte KI für nachhaltiges Lehren und Lernen in unseren Hochschulalltag integrieren – mit dem KI-Mentoring Programm. Gleich der erste Durchgang war ein durchschlagender Erfolg! Wir konnten den zuerst angedachten Betreuungsschlüssel 1:1 Mentor*in/Mentee nicht einhalten, weil so viele Lehrende teilnehmen und wir niemand abweisen wollten.
Um die Relevanz des Programms zu unterstreichen, haben wir eine offizielle Mentoring-Vereinbarung unterzeichnet. Ziel war der Austausch und die Vermittlung von KI-Wissen in der Lehre, in der Forschung und in allgemeinen Anwendungen – man kann es auch ein Best Practices Learning nennen.
Das erfolgreiche KI-Mentoring Programm an der Hochschule Campus Wien geht nun schon in das dritte Jahr und ich möchte in diesem Studienjahr auch die Mitarbeiter*innen in der Verwaltung einladen.
Die KI-Technologie kommt aus allen unseren Departments, Studiengängen und Forschungszentren. Um nur zwei Beispiele herauszugreifen: Unsere Bierbrauer*innen zeichnen mit KI-Tools Prozesse auf, dies führt zu einer exakteren Auswertung und somit zu einer noch höheren Bierqualität. In der Radiologietechnologie beschäftigen sich die Kolleg*innen seit Jahren mit Wiedererkennung und Mustererkennung. Dort greift die KI-Technologie sofort.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Einerseits ermutigen wir Studierende, KI-Technologie zu verwenden, andererseits brauchen wir natürlich Kontrolle der Eigenleistung der Studierenden bei den wissenschaftlichen Abschlussarbeiten. Hier verwenden wir die gängigen Programme der KI-Plagiatskontrolle und – was sogar noch wichtiger ist – natürliche Intelligenz. Die Lehrenden achten bei längeren wissenschaftlichen Arbeiten auf den Fortschritt der Arbeit und vergleichen sie mit der Arbeit der Studierenden im Studienalltag. Sind über Nacht auf einmal 100 Seiten geschrieben, läuten die Alarmglocken. Unser Credo ist: Man kann sich von der KI die Wahrscheinlichkeiten ausrechnen lassen, die Entscheidung trifft immer noch der Mensch.
Evelyn Süss-Stepancik an der HCW
Fragen der Zeit